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October 30, 2020

Liebeskummer überleben. Aber wie?

Vor einiger Zeit habe ich mich von meinem Partner getrennt. Da es für uns beide nicht die erste Trennung war, hatten wir natürlich enormen Respekt davor: Denn Schmerz, Trauer und Wut waren jetzt unvermeidlich.

Warum tut es so unglaublich weh?  

Wenn dir jemand so nah ist, wird dieser Mensch wie ein Teil von dir. Du hast ihn begehrt, berührt, gerochen, geliebt, getragen und gespürt. Mit allen Sinnen. Du warst voller Erinnerungen, aber auch voller Vorstellungen einer gemeinsamen Zukunft. Und diese Erinnerungen und Vorstellungen werden jetzt aus dir herausgerissen. Natürlich ist das schmerzhaft!

Dein Körper ist eben nicht dein Kopf, dein Körper kann nicht verstehen, was da gerade passiert. Auch wenn du rational zu 100 % weisst, dass es das Beste ist, sich zu trennen, für den Rest deines Systems ist es eine einzige Katastrophe.

Die Trennung

Als bewusster Mensch, will ich so wenig wie möglich dem Zufall überlassen. Deshalb war meine letzte Trennung geprägt von Achtsamkeit, Liebe und Respekt. Der Schmerz wurde dadurch natürlich nicht weniger. Ganz im Gegenteil: Mein emotionaler Körper konnte überhaupt nicht nachvollziehen, warum man sich von jemanden trennen sollte, den man respektiert und liebt. Trennung aufgrund von Inkompatibilität zweier Individuen? Meine Gefühle verstehen davon nichts.

Dieser Weg einer friedlichen und heilsamen Trennung ist natürlich nicht jedem Paar vergönnt. Wenn dein Partner dich völlig überraschend verlässt oder sogar stirbt, wird dir diese Möglichkeit genommen.

So oder so, es ist wichtig, die 5 Trennungsphasen anzuerkennen und sich wirklich genug Zeit für sich und seine Selbstheilung zu nehmen.
"Die Zeit heilt alle Wunden", so sagt man. "Was dich nicht umbringt, macht dich stärker", sagt man auch. Doch daran glaube ich nicht. Was ich jedoch weiss ist: Die Zeit bringt Heilung und du kannst aus deinen Fehlern lernen.

Die Frage, die sich mir heute stellt, ist: Wie kann man sich so sehr in jemandem verlieren? Wie war es möglich, dass es eine Zeit vor diesem Menschen gab? Ein Leben ohne ihn oder sie war vorher möglich und plötzlich scheint diese Vorstellung absolut undenkbar.

Sind wir denn ohne Partner, ohne Partnerin unvollständig? Natürlich nicht. Wer eine gute Balance zwischen den Glücksquellen seines Lebens herstellt, wer Freunde, Arbeit, Hobbys, Familie und Partner gleichermassen pflegt, der wird aufgefangen, wenn der Partner als eine dieser Säulen wegfällt.

Wir kommen alleine und gehen alleine. Doch Menschen sind soziale Wesen und möchten einander nahe sein und das Gefühl der Liebe ist eines der stärksten Gefühle, das wir kennen. Können wir auch lieben auch spüren ohne ein Gegenüber? Natürlich. Das beweisen Hunderttausende von Mönchen und Nonnen. Sie leben ohne einen Lebens- oder Sexualpartner, trotzdem in einer Gemeinschaft und voller Liebe. Egal ob in einer grossen Gemeinschaft, einer Familie oder eben in einer romantischen Liebesbeziehung, niemand kann dir besser aufzeigen, was du noch zu lernen hast, als ein Mensch, der dir nahesteht. Deshalb fühlen wir uns voneinander angezogen.

Wenn aus Liebe hass wird

Eine Erweiterung der Liebe ist in manchen Fällen leider - der Hass. Enttäuschung und Schmerz fühlen sich bedrohlich an, diese Bedrohung kann uns wütend machen und in Hass münden. Doch wenn Hass erst einmal unseren Geist und unseren Körper vergiftet, kann das nur kurzfristig den Schmerz überdecken. Hass wird dir nicht helfen, über eine Person hinwegzukommen. Ganz im Gegenteil, denn du bist in Gedanken nur noch bei diesem gehassten Menschen.
Doch Hass ist natürlich, kämpfe nicht gegen ihn an, bleibe aber im Mitgefühl mit dir selbst und sei dir bewusst, dass dies nur eine Phase ist.
Das Gegenteil von Hass ist nicht die Liebe. Hass ist eine Erweiterung der Liebe. Du kannst nichts hassen, das dir egal ist. Hass ist das Gegenteil von positiver Wahrnehmung. Erinnere dich an deine Verliebtheitsphase. Alles an der geliebten Person war zauberhaft und wunderschön. Und plötzlich siehst du nur noch die Fehler.

Findet der oder die Ex jetzt auch noch einen Partner und wird glücklich, ist es vorbei mir der Toleranz. Wir hassen möglicherweise sogar die neuen Partner, auch wenn die uns nie etwas getan haben.  

Deshalb ist es so wichtig, dass wir bei Trennungen nicht in diese Abwärtsspirale geraten. Am einfachsten gelingt das mit echter Dankbarkeit, mit Mitgefühl und Vergebung. Für beide Parteien. Das erfordert Disziplin und guten Willen, aber es lohnt sich! Und wenn ab und zu trotzdem ein bisschen Hass hervorblitzt, ist das ganz normal.

Nach einer Trennung, müssen wir unserem Körper und unserer Seele Zeit lassen. Und zwar so lange, wie es eben dauert. Das kann Monate, sogar Jahre dauern.
Sofort eine neue Affäre oder Liebschaft zu beginnen ist dabei etwa so sinnvoll wie bei Geldsorgen mit dem Glücksspiel anzufangen. Auch empfehle ich Rituale, um die Trennung bewusster zu erleben.

Es lohnt sich, seine Zeit in Trauerarbeit und neue Visionen zu stecken. Nach einer schweren Operation ruht man sich ebenfalls aus. Viel oder die falschen Bewegungen verzögern oder verhindern den Heilungsprozess. Ruhe ist wichtig, Stillstand jedoch nicht zu empfehlen.

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Mein Erste-Hilfe-Plan

Was ich mir am Tag der Trennung sofort zugelegt habe, war eine "emotionale Polizistin". Was das ist? Das war in meinem Fall eine gute Freundin von mir, die darauf geachtet hat, dass ich keine emotionalen Unfälle baue, auf dem rechten Weg der Trennung bleibe und keinen Rückfall (zurück in die Beziehung) erleide. Ich durfte weinen, jammern, schluchzen, schweigen - nur verhandeln (Rückkehr in die Beziehung) war nicht drin. Die Trennung war vollzogen, fertig, Ende, Amen, aus!

Dass dies keine einfache Aufgabe ist, weiss ich, da ich diese Rolle selbst mehrfach übernommen. Also, danke liebe Freundin.

Die Trennungsphasen verlaufen niemals linear ab. Gefühle wie Trauer, Schmerz und Wut und sogar Hass tauchen willkürlich immer wieder auf. Vielleicht durch ein Lied, das eine Erinnerung auslöst, manchmal braucht es nur einen Windstoss für einen erneuten Heulkrampf. Noch einmal: Hier brauchen wir Mitgefühl mit uns selbst. Es kann durchaus Sinn machen, einen Abend lang durchzuflennen. Wir dürfen einfach nicht zulassen, dass uns diese Gefühle komplett überrollen und müssen uns immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass dies eine Phase ist, die tatsächlich vorbeigeht.

Liebeskummer ist mit einem schweren Drogenentzug vergleichbar, sagt die US-amerikanische Anthropologin Helen Fisher. Die durch den Liebeskummer ausgelösten Körperreaktionen können sogar innere Organe wie Herz, Lunge, Magen und Nieren angreifen. Das Beste wäre also, eine Trennung zu vermeiden. Doch wenn man, wie ich und mein Ex-Partner, nicht kompatibel ist (darüber spreche ich ein anderes Mal), dann hilft leider nur der Entzug.

Jetzt verrate ich dir meine 10 Tipps, um Liebeskummer zu überleben.

1.) Recherchiere!

Warum tut es so unsäglich weh? Was passiert im Kopf? Was passiert im Körper und vor allem, warum bist du so traurig? Welche Träume hast du begraben müssen, was ist es wirklich, das schmerzt?
Diese Recherchen haben mir geholfen, nicht komplett durchzudrehen. Es gibt neben der emotionalen immer auch eine rationale Seite. Entscheide du, welche Perspektive dir mehr Frieden bringt.

2.) Stress dich nicht

Du hast viel Zeit und Energie in diese Beziehung gesteckt. Mindestens solange braucht es, bis ihr wieder «entwickelt» seid. Das kann Monate, aber auch Jahre dauern. Auch wenn dich dein Umfeld fragt: «Was, du bist noch nicht über ihn oder sie hinweg», ignorier sie. Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist. Das einzige, was den Prozess beschleunigen kann, sind bewusstes Wahrnehmen und kluge Rituale.

3.) Sprich darüber

Die meisten Menschen sind empathisch und hören dir zu. Das ist es, was du jetzt brauchst. Deine nächste Bezugsperson ist weg und du musst dich neu orientieren. Sag deinem Umfeld, dass du Mitgefühl brauchst und keine Floskeln hören willst.

4.) Werde dir bewusst, was „nicht gut“ war.

Es gibt bestimmt genug Gründe für diese Trennung. Du musst sie dir nur immer wieder vor Augen führen. Egal ob die Beziehung harmonisch oder toxisch war, den Trennungsschmerz interessiert das nicht. Aber die rationalen Gründe für die Trennung sind sehr wichtig. Du willst doch aus der Situation etwas lernen. Oder nicht?

5.) Sport oder sonst ein neues physisches Hobby

Nein, Sport macht nicht grundsätzlich Spass. Aber er macht etwas mit dir. Nach einer Stunde Joggen geht’s auch dir ein bisschen besser. Hormone, frische Luft, Natur… Mir tuts gut. Im Winter reichen auch das Gym oder Hallenbad. Hauptsache man tut es.

6.) Disziplin

Mein Unterbewusstsein versucht mir ständig irgendwelchen Mist einzureden wie: "Hast du wirklich alles probiert? Du wirst nie wieder glücklich werden, nie wieder jemanden finden, du bist halt nicht liebenswert". Bla bla bla!
Diese Gedanken kommen, sie sind aber Schrott und machen uns krank. Hier braucht es die Disziplin, diese Gedanken in ihre Schranken zu weisen.

7.) Meditation

Gerade das Meditieren hat sehr viel Disziplin benötigt. Schon das bewusste Atmen hat mir viel Ruhe gebracht.

8.) Anerkenne, dass Liebeskummer ein heftiger Schmerz ist

Liebeskummer ist wie ein Drogenentzug. Man möchte nur, dass dieser Schmerz vorbeigeht und dafür tut man alles! Deshalb: Finger weg von der «Droge“. Weg mit Fotos, Chats, Geschenken, Erinnerungen und Finger weg von allen anderen und neuen Drogen.

9.) Weinen

Weinen ist eine schlaue Funktion des Körpers. Weinen tut weh und tut gut.
Fällt dir das Weinen schwer?  Versuche es mit traurigen Filmen und Musik.

10.) Hol dir einen Mentor, eine Mentorin. Oder wie ich es nenne: Eine emotionale Polizistin

Wie im Notfall-Plan beschrieben, habe ich mir eine Person gesucht, die erfolgreich durch die gleiche "Hölle" gegangen ist wie ich und mich jetzt unterstützen will. Den gleichen Dienst, habe ich ihr auch schon erwiesen. Ich kann mich gut daran erinnern, wie verzweifelt sie war und wie streng ich trotzdem geblieben bin. Heute ist sie sehr sehr glücklich in ihrer neuen Beziehung.

Neben dem Liebeskummer bei einer Trennung kennen wir Leider noch:

  1. den Liebeskummer in einer bestehenden Beziehung. Zum Beispiel, wenn der Partner fremdgeht oder auch bei anderem Beziehungsstress.
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  2. den Liebeskummer bei unerwiderter oder unerreichbarer Liebe. Zum Beispiel wenn du jemanden liebst, aber dies nicht auf Gegenseitigkeit beruht. Das könnte zum Beispiel eine berühmte Sängerin, ein Sportstar, deine Arbeitskollegin oder der Nachbar sein. Hör auf damit. Das ist selbst kreiertes Drama und unnötiges Leid.

Ein Leben ganz ohne Schmerz gibt es nicht, aber ein Leben ohne ständiges Leiden ist durchaus möglich.

Bleibe deshalb nicht in deiner unglücklichen Beziehung aus Angst vor dem Trennungsschmerz, sonst kann aus deinem bereits bestehenden Liebeskummer ein jahrelanges Leiden werden.  

Vermeide bitte nicht die Liebe aus Angst vor Schmerz - das wäre so, als würdest du dein Leben vermeiden wollen.  

Du wirst wieder glücklich werden, wenn du es ganz fest willst. Garantiert

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