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Schnaps, das war sein letztes Wort, dann trugen ihn... Muss das sein? Wie viel Alkohol gehört in unser Leben?

Veröffentlicht am
1.2.2024
Feiern Alkohol Sucht Alkoholiker Black out Kater

Haben wir ein Alkoholproblem?

Kennst du den Spruch: «Ich habe erst ein Alkoholproblem, wenn kein Alkohol mehr da ist»?
Leider ist das in unserer Gesellschaft für viele kein Witz. Oder: Schnaps, das war sein letztes Wort, dann trugen ihn... Muss das sein? Wie viel Alkohol gehört zu meinem, zu deinem Leben? Fragst du dich: Was ist gesunder Alkohol? Was ist Alkoholsucht? Googelst zu oft, was du gegen einen Kater tun kannst?

Alkohol ein fester Bestandteil unseres Lebens. Wir feiern mit Champagner, ersäufen den Liebeskummer im Wein, verdauen mit Schnaps und relaxen am Feierabend mit einem Bier. Irgendeinen Grund zum Trinken gibt es immer. Es scheint, als gehöre der Alkohol zum Leben dazu. Leben mit Zellgift? Ein lukrativer Glauben!

War das früher anders?

Ganz und gar nicht. Wusstest du, dass zum Beispiel Alkohol und Hebammen zwei eng verknüpfte Begriffe waren? Ich auch nicht.

Meinen ersten Vollrausch erlebte ich, als ich 7 Jahre alt war. Als Kind bin ich viel herumgekommen. So auch jeden Herbst ins Burgund. Schlösser, Weine, Essen. Eigentlich etwas Wunderbares! Wein gab es zu jeder Tageszeit und natürlich auch für uns Kinder. In China gab es Zimtwein und auf den Balearen Sangria. Das war ganz normal für uns. Und viele meiner Verwandten sind trotz täglichem Alkoholkonsums weit über 100 Jahre alt geworden.
Mit 12 konnte ich jedoch ohne Holunderlikör kaum einschlafen und als Teenager hatte ich nur eines im Kopf: mich zu berauschen.
In meiner Berufslehre war Bier mein Wasser. Danach wurde ich Wein- und Cocktailtrinker. Bis Mitte 20, war ich mindestens 4 Mal pro Woche betrunken.

Vor meinem letzten Burn-out trank ich eine Flasche Rotwein pro Abend. Ich wollte nichts sehnlicher als meine Sinne vernebeln. Durch Alkohol habe ich immer wieder mein Leben aufs Spiel gesetzt und mich und andere verletzt.
Ich bewunderte Menschen, die ein bis zwei Gläser Wein trinken konnten. Für mich war das erste Glas einfach nur der Einstieg zum nächsten Black Out.

Jeder wie er mag. Ist das die richtige Haltung?

Mögen wir denn den Alkohol überhaupt oder mögen wir nur das dumpfe Vergessen, das er in uns auslöst?
Kennst du das Gesicht eines Menschen, wenn er oder sie etwas Hochprozentiges trinkt? Genau das ist der Geschmack von Alkohol. Wir mögen so lange keinen Alkohol, bis wir süchtig danach sind, und bei diesem Nervengift braucht es oft nur das erste Glas.

Ich war wirklich stolz auf meine Wein- und Whiskey Kenntnisse. Aber ganz ehrlich: nach was schmeckt Whiskey eigentlich? Irgendwie erinnert er mich an den Geschmack meiner ersten Zigarette. Bitter und faulig. Trotzdem konnte ich mir beibringen, beides zu mögen, Whiskey und Zigaretten.
Doch Alkohol schmeckt so bitter, dass man ihn immer mit etwas anderem verdünnen muss. Deshalb: Gin Tonic, Wodka Orange, Whiskey Cola. Die Industrie war und bleibt kreativ. Aperol Spritz, Hugo und Negroni waren meine Lieblingsdrinks. Dass vor allem Kinder schneller süchtig werden, braucht es aber Alcopops.

Heute hat die Wissenschaft erkannt, dass wir ganz einfach süchtig sind. Nach Botenstoffen wie Dopamin.
Ausgelöst durch Smartphones, Pornos, Nikotin, Fast Food, Zucker oder eben durch Alkohol.
Die Idee hinter diesem Belohnungshormon wäre ja völlig nützlich. Es wird freigesetzt, wenn wir Essen oder uns vermehren sollten. Die Natur hat einfach nicht damit gerechnet, dass wir so erfolgreich werden, dass wir an dieser Sucht zugrunde gehen können.

Auch die weissen Siedler haben schnell begriffen, dass sie mit der Einführung von Alkohol ganze Kulturen vernichten können.

Ich lebe seit über 20 Jahren an der Langstrasse. Alkoholismus ist allgegenwärtig. Waren diese «Alkis» mal wie du und ich? Eigentlich schon. Für Alkohol und andere Drogen haben sie jedoch alles aufgegeben.

Alkoholismus wird heute als Krankheit anerkannt. Man sag: Auch ein trockener Alkoholiker bleibt ein Alkoholiker.
Ist das wirklich die ganze und endgültige Wahrheit? Wir Menschen sind doch mit einem Super-Hirn ausgestattet. Haben wir wirklich gar keinen Einfluss mehr unser Verhalten, auf unser Bewusstsein und auf unsere Süchte? Wann tun wir Dinge im Autopilot und wie können wir wieder bewusst mitentscheiden?
Kann man sich bewusst dazu entschliessen, dieses Nervengift nicht mehr zu trinken? Einfach, weil man es wirklich nicht mehr will? Ja, kann man. Ist es einfach? Nein.
Ich fühlte mich mit meinem Alkoholkonsum nie als Kranker, sondern nutzte den Stoff lediglich, um meinen Schmerz zu stillen.
War ich süchtig? Ja. Als mir jedoch auch durch Coaching bewusst wurde, dass Schmerzen unvermeidlich, leiden jedoch eine Option ist, brauchte ich das Schmerzmittel mit der Zeit immer weniger. Sich seinem Schmerz zu stellen und bewusst auf dieses süchtig machende Gift zu verzichten, kann funktionieren, wenn man (wieder) ein Ziel hat.
Trotzdem, so einfach scheint es nicht zu sein. Jedes Jahr sterben rund drei Millionen Menschen weltweit durch den Konsum von Alkohol.

Ausserdem: Alkoholkonsum und erektile Dysfunktion (ED Erektionsstörung) stehen ebenfalls oft in Zusammenhang. Während gelegentlicher oder moderater Alkoholkonsum möglicherweise keine sofortigen Auswirkungen auf die Erektionsfähigkeit hat, kann übermässiger oder langfristiger Alkoholkonsum zu Problemen führen.

Zudem führ der Konsum von Alkohol zu Streitereien, Eifersuchts- und anderen Unfällen.

Willst du weniger Alkohol trinken? Meine Tipps:

  1. Werde dir bewusst, wann und wie viel du trinkst – und warum.
  2. Probiere einen trockenen Monat und finde heraus, ob du süchtig bist.
  3. Zeig Mitgefühl mit dir selbst. Schmerz schreit nun mal nach Schmerzmitteln. Alkohol ist eines davon und überall zu bekommen.
  4. Schäm dich nicht. Du hast deine Gründe warum du trinkst, sowie du sicherlich auch deine Gründe hast, damit aufzuhören.
  5. OK, jetzt denkst du wahrscheinlich, ich sei total bescheuert. Aber trink Alkohol. Jedoch, alleine zu Hause. Ganz bewusst. Ohne Ablenkung wie Fernseher, Smartphone, Reden, Essen oder Musik. Erlebe, wie bitter er schmeckt und spüre, dass er dich wirklich nicht glücklicher macht. Fühle den Kater ebenso bewusst und frage dich, ob du das wirklich willst.
  6. Recherchiere, was Alkohol mit deinem Körper anstellt
  7. Überlege dir, was du versuchst zu verdrängen oder zu vergessen, das ist nämlich eine der besten (schlimmsten) Nebenwirkung von Alkohol.
  8. Meditiere (spätestens jetzt findest du heraus, was du verdrängen willst).
  9. Sei dir bewusst, die Alkoholindustrie will, dass du trinkst. 1.327 Milliarden Euro Umsatz! Mit der Dopamin-Sucht lässt sich eben gut Geld verdienen.
  10. Sprich mit einer Beratungsstelle Schweizweit oder mit einem Profi in deiner Umgebung.
  11. Kümmere dich um deine Baustellen. Das ist der beste Stressabbau überhaupt.
  12. Probiere Dopamin-Fasten.
  13. Hör auf zu sagen, ich bin auch nur ein Mensch - du bist eine Superspezies mit einem Super-Hirn. Es will nur richtig genutzt werden! 
  14. Schmiede Pläne für ein Leben, das frei von Giften ist.
  15. Bitte deine Freunde um Hilfe, finde Alternativen für einen Alkohol-freien Ausgang mit alkoholfreien Getränken.
  16. Vermeide Situationen, die deine Sucht verstärken.
  17. Rechne. Alkoholmissbrauch verursacht jährlich Kosten von rund 4,2 Mrd. Franken. Wie viel kostet er dich?
  18. Geh nahe und intime Beziehungen mit Menschen ein.
  19. Hör auf zu trinken.

Na dann, Prost! Hast du Fragen oder weitere Ideen? Melde dich ungeniert.

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